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Zen Buddhismus: Ein kurzweiliger Ausflug in seine Geschichte
In diesem Artikel nenne ich dir im Grundriss die wichtigsten Eckpfeiler der Geschichte des Zen Buddhismus. Ausserdem erfährst du wie der Zen Buddhismus nach Europa kam und welche Zen-Richtung ich im Zazen praktiziere.
Geschichte des Zen Buddhismus – Schnellsuche:
Die Anfänge des Buddhismus
Chan Buddhismus
So kam Zen nach Japan
Zen in den USA
So kam Zen nach Europa
Zen in der Praxis
Alles ist der eine Geist.
Zen ist nicht etwas Aufregendes, sondern Konzentration auf deine alltäglichen Verrichtungen.
– Shunryu Suzuki
Der Weg zur Erleuchtung ist nichts anderes als ‚dein alltäglicher Weg“. Dieser Weg kann überall gegangen werden, zu jeder Zeit und wo immer du dich gerade befindest. Du brauchst deshalb nicht in ferne Länder zu reisen oder dich in eine Einsiedelei zurückzuziehen. Während deiner alltäglichen Verrichtungen, bei jedweder Tätigkeit, gehst du in der Achtsamkeit den Weg des Zen.
Der Alltag ist der Weg.
Zen ist immer nur Zazen. Ohne Zazen ist Zen nicht möglich. – Dōgen Zenji (Der Begründer des japanischen Zen)
Zen ist seinem Wesen nach immer nur Praxis. Deshalb hört Zen nicht nach der Meditation auf. Zen ist alles was du tust und verkörperst.
Die Anfänge des Buddhismus (Ab 5. Jahrhundert v. Chr.)
Ursprungsland des Buddhismus: Indien
Die Geschichte des Buddhismus reicht vom 6. Jahrhundert vor Christus bis in die Gegenwart. Er bildete sich im Nordosten des indischen Subkontinents und verbreitete sich dann in Zentral-, Ost- und Südostasien, später auch in Vorderasien und Europa. Der Buddhismus ist eine der ältesten heute praktizierten Religionen und beginnt mit der Geburt des Siddharta Gautama (Buddha) um 563 v. Chr. in Lumbini, Nepal.
Chan Buddhismus (Ab 480 n. Chr.)
Chan Buddhismus: Wie der Buddhismus nach China gelangte
Der Chan Buddhismus ist ein Vorläufer des Zen Buddhismus. Als Begründer des Chan-Buddhismus gilt der indische Mönch Bodhidharma. Er lebte von 440 bis 528 und brachte den Buddhismus um 480 von Indien nach China. Bodhidharma ist der 28. Nachfolger Buddhas.
Alle heute noch existierenden Schulen des Chan Buddhismus führen sich auf den sechsten Patriarchen Huineng (638–713) zurück. Bodhidharma lehnte jede schriftliche Überlieferung ab und stützte seine Lehre ganz auf die Meditation. Die Übermittlung seiner Lehre fand von Meister zu Schüler und „Herz zu Herz“ statt.
Das Ziel des Chan ist die Erleuchtung beziehungsweise das Erwachen (japanisch Satori). Dieses kann mit unterschiedlichen Mitteln erreicht werden. Eines davon waren die Gong’ans 公案 (japanisch Koans) Neben den Koans (Anekdoten mit auf den Laien meist paradox, unverständlich oder sinnlos wirkenden Handlungen und Pointen, welche hauptsächlich im Rinzai-Zen geläufig sind) spielte in den Schulen des Chan auch die vertiefte Meditation immer eine bedeutende Rolle.
Zen Buddhismus (Ab 12. Jahrhundert in Japan)
Zen Buddhismus ist die japanische Strömung des Buddhismus
Die Lehren der Chan-Schule mit der rituell und kollektiv geübten Sitzmeditation Zazen wurde im 12. Jahrhundert von Meister Dogen aus China nach Japan übertragen. Er erhielt die Anerkennung als Meister von einem Patriarchen der Caodong-Richtung und gilt somit als der erste japanische Patriarch des sog. Soto-Zen.
Ich praktiziere übrigens Zazen der Soto-Zen Richtung nach Meister Dogen.
Dogen betrachtete sich nicht als Gründer einer neuen „Soto-Sekte“, sondern nur als Erneuerer der ursprünglichen, authentischen Buddha-Lehre, die er auf einer Chinareise entdeckt zu haben meinte.
Wie der Zen Buddhismus in die USA kam (1958)
Zen Buddhismus in den USA
Shunryū Suzuki machte den Zen Buddhismus in den USA populär. 1958 ging er in die USA, um in San Francisco zwei Jahre lang die dortige japanische Soto-Gemeinde zu betreuen. Bald sammelte sich um ihn eine große Zahl amerikanischer Anhänger. Einer der berühmtesten von ihnen war Steve Jobs, der spätere Apple-Gründer. Wegen der grossen Resonanz verlängerte Suzuki seinen Aufenthalt in den USA bis an sein Lebensende.
Zen-Schüler und späterer Zen-Meister Kōbun Chino Otogawa wurde enger Freund und persönlicher Guru von Steve Jobs. 1991 führte Chino Otogawa die buddhistische Zeremonie zu Steve Jobs Heirat mit Laurene Powell.
Mehr über Steve Jobs und seine lebenslange Verbindung zum Zen Buddhismus erfährst du in folgendem Artikel:
Hier noch zwei Buchtipps:
- „The Zen of Steve Jobs“ Deutsche Fassung: Steves Welt Der Weg der iPhilosophie (Amazon Link)*
- Steve Jobs autorisierte Biografie von Walter Isaacson: Steve Jobs Biografie (Amazon Link)*
Wie der Zen Buddhismus nach Europa kam (1967)
Zen Buddhismus in Europa
Taisen Deshimaru war ein japanischer Zen-Meister der Soto-Linie und Schüler von Kodo Sawaki (1880–1965), einem der einflussreichsten japanischen Zen-Meister des 20. Jahrhunderts. Deshimaru wurde von Sawaki kurz vor seinem Tod zum Mönch ordiniert. Im Jahre 1967 begab er sich mit der transsibirischen Eisenbahn auf eine Reise nach Europa. In Paris versammelte er in kurzer Zeit eine grosse Zahl Anhänger um sich. Mit diesen verbreitete er den Zen Buddhismus sehr erfolgreich in Europa.
Bald entstanden zahlreiche Zen-Gruppen, die die Praxis des Shikantaza (Zazen-Meditationstechnik welche als zentrales Element der Soto-Schule gepflegt wird) praktizierten. Beim Shikantaza wird anders als in der Rinzai-Schule auf Koans verzichtet. Im Zusammenhang mit Shikantaza bedeutet Zazen die ungeteilte, ganzheitliche Gegenwart.
Shikantaza = Zazen um des Zazen Willen.
1970 gründete Taisen Deshimaru die Association Zen Internationale (AZI). Neun Jahre später gründete er den ersten Zen-Tempel in Europa „La Gendronnière“. Heute nehmen regelmäßig viele Menschen dort an Sesshin (Perioden intensiver Zen-Sitzungen oft über mehrere Tage) teil.
1982 starb Taisen Deshimaru in Japan.
Zen hat sich seitdem im Westen über verschiedene Schulen verbreitet. Aus der Schülerschaft gingen zahlreiche europäische Zen-Meister und Zen-Meisterinnen hervor.
Auch heute erfreut sich Zen in Europa reger Beliebtheit. Tendenz steigend.
Zen in der Praxis
Zen besteht in der Praxis aus Zazen (1) und im Alltag aus Achtsamkeit (2).
1. Sitzen im Zazen
Beim Sitzen im Zazen kommt es vorrangig auf folgende drei Punkte an:
- Sitzposition und Körperhaltung.
- Atmung (Bauchatmung)
- Innere Haltung (Geisteshaltung)
Traditionell wird Zazen im vollen Lotossitz praktiziert. Für Europäer ist diese Sitzposition aufgrund kultureller Unterschiede oft sehr schwierig umzusetzen oder erst nach jahrelanger Übung.
Andere Sitzvarianten sind:
- Halber Lotossitz
- Viertel Lotossitz
- Burmesische Sitzhaltung
- Seiza-Sitz (Fersensitz)
- Seiza-Sitz mithilfe einer Meditationsbank (Amazon Link)*
- Meditation sitzend auf einem Stuhl
Mehr über Zazen in der Praxis erfährst du in meiner Videoreihe:
Oder direkt auf meinem YouTube-Kanal:
2. Zen im Alltag
Der andere ebenso wichtige Teil der Zen-Praxis besteht aus der Konzentration auf den Alltag (Achtsamkeit). Dies bedeutet, dass man sich auf die Aktivität, die man gerade in diesem Augenblick ausübt, vollkommen konzentriert, ohne dabei irgendwelchen Gedanken nachzugehen.
Das ist nicht einfach. Deswegen üben wir jeden Tag auf´s Neue daran.
Alle Beiträge zum Thema Zen findest du HIER.
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