Ich danke Christina Wenz für die Einladung zur Blogparade „Konflikte als Chance„. Das Thema finde ich interessant und spannend. Und es passt gut zu einer der vier Hauptkategorien des alfa ZENtauri-Blogs: Soziale Kompetenz.
Inhalt
Kleine und grosse Konflikte
Ich nehme meine Teilnahme an dieser Blogparade zum Anlass, um darüber zu reflektieren, wie wir in Zukunft noch besser mit Konfliktsituationen umgehen können. Mit „wir“ meine ich dich, mich und alle Leser die jeden Tag als Herausforderung betrachten.
- Als Herausforderung und Einladung, persönlich über sich hinauszuwachsen.
„Konflikte sind der tragische Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse.“ – Marshall B. Rosenberg
Kleine Konflikte
Konflikte entstehen in uns selbst. Oder wir geraten in Konflikt mit Personen oder Zuständen, – die andere Personen verursachen. Und welche nicht in „unsere Welt“ passen. Wir geraten mit unseren Lebenspartnern in Konflikt, wenn es darum geht, wer den Müll rausschaffen soll.
Wir geraten mit uns selbst in Konflikt, wenn wir abends beim Bier mit Freunden sitzen und uns nicht entscheiden können, ob wir lieber noch eins bestellen oder vernünftigerweise nach Hause gehen sollten. Weil wir am nächsten Tag wieder frisch sein müssen für die Arbeit. Oder, weil wir uns vorgenommen hatten, nicht mehr soviel Kohle auf den Kopf zu klopfen und mehr zu sparen.
Grosse Konflikte
Gefährlich wird es, wenn grössere Interessengruppen in Konflikt geraten. Oder gar Staaten. Der Einzelne sieht sich dann hilflos den von anderen hervorgerufenen Situationen ausgesetzt. Du hast dann keinen Einfluss mehr auf Verlauf und Ausgang einer Situation.
Es erübrigt sich die Frage, wie du diese Konfliktsituation denn hättest von Anfang an vermeiden können. Oder welche Lösung du für diese Art von Konflikt anwenden würdest. Denn diese Frage wird dir gar nicht erst gestellt. Oder, deine Antwort geht im Geschrei der anderen unter.
Sieh in den Spiegel
Im Umgang mit Konflikten halten wir uns selbst – bewusst oder unbewusst – den Spiegel vor. Da tritt unser wahrer Charakter zum Vorschein. Ob wir wollen oder nicht. Identifiziere ich mich mit etwas, nehme ich Dinge unter Umständen sehr persönlich. Das passiert mir immer noch manchmal. Dann reagiere ich über. Als Jugendlicher rastete ich auch gerne mal aus. Das passiert mir heute kaum noch. Und wenn, dann meist viel gemässigter als früher.
Mein (meist) besonnenes Handeln heute in Konfliktsituationen kommt daher, weil ich weiss, dass das Hauptproblem im Umgang mit Konflikten im Selbst Identifizieren mit den Umständen, Ansichten oder Personen liegt, welche direkt oder indirekt mit dem Konflikt zu tun haben.
Ein Beispiel:
Stell dir vor, du wirst von einem Freund oder Mitarbeiter dafür kritisiert, dass du eine lahme Ente bist. Du kriegst an den Kopf geknallt, dass du nicht aus dem Knick kommst. Dass du ständig doppelt so lange für etwas brauchst, was andere in der Hälfte der Zeit erledigen. Dass du so ein richtiger Lahmarsch bist.
Jetzt könntest du das persönlich nehmen. Du könntest sofort kontern und gegenkritisierten. Dass das gar nicht stimmt. Und, dass die anderen daran schuld sind. Und du selbst bist überhaupt nicht langsam. Die anderen haben ja keine Ahnung. Und überhaupt denkst du, dass die ganze Welt gegen dich ist.
Du merkst sicher, auf was ich hinaus will:
Wenn du diese Kritik persönlich nimmst, heisst das nichts anderes, als dass du dich im innersten mit Lahmärschen und lahmen Enten identifizierst. Denn indem du dich rechtfertigst, ergreifst du unbewusst Partei für alle Lahmärsche und lahmen Enten dieser Welt. Du verteidigst sie bis auf´s Messer. Du identifizierst dich mit ihnen. Und du siehst einen Angriff auf diese Spezies als Angriff auf dich selbst.
Was lernen wir aus diesem Beispiel?
Halte dir – bevor du dich das nächste Mal auf eine Kritik zu rechtfertigen beginnst den Spiegel vor Augen. Identifizierst du dich wirklich mit etwas und bist bereit deshalb einen Konflikt mit deiner Umwelt einzugehen? Oder kannst du vielleicht sogar was daraus lernen? Haben die anderen vielleicht sogar Recht mit ihrer Kritik?
Nutze die Kritik als Chance. Nutze den Konflikt als Chance, um daraus zu lernen. Und um persönlich daran zu wachsen.
Identifizierst du dich jedoch wirklich mit etwas, dann lohnt es immer, einen Konflikt auszutragen. Dafür gibt es verschiedene Lösungsansätze.
Lösungen im Umgang mit Konflikten
Nach Gerhard Schwarz* gibt es verschiedene Lösungen im Umgang mit Konflikten. Die höchste zu erlernende Stufe im Umgang mit Konflikten ist – laut Schwarz – der Konsens:
- Flucht
- Kampf
- Unterordnung
- Delegation
- Kompromiss
- Konsens
Hinzuzufügen wäre noch:
- Das Aussitzen.
- Das Vermeiden von Konfliktsituationen im Vorhinein.
- Und die Konfliktunterdrückung.
Die letzteren beiden würden allerdings die Idee von Christina Wenz, nämlich Konflikte als Chance zu betrachten, von vornherein ausschliessen.
Wenn du 100% hinter etwas stehst, lohnt es auch, dafür zu kämpfen. Dann darfst du auch gerne mal stur sein.
Bereits Tsunetomo Yamamoto sagte sinngemäss:
Sturheit steht Männern bis vierzig am besten zu Gesicht. Und Männern über vierzig sowieso. (Für Frauen gilt übrigens das gleiche – Anmerkung von mir)
Sei stur aber kein Esel ;) Also, verrenn dich nicht in etwas. Wenn du merkst, dass du im Unrecht bist, dann arbeite auf einen Kompromiss oder Konsens hin. Wenn du merkst, dass der andere Recht hat, dann steh ihm das auch zu. Profitiere von der Sichtweise und dem Wissen anderer. Nutze die Gelegenheit, um daraus zu lernen.
Lieber Choleriker als falscher Hund
Bei einem Besuch im Lobopark sagte Gründer und Hundetrainer Daniel mal, dass er lieber aggressive Hunde trainiert, als stille und unberechenbare. Das sei wie bei den Menschen. Er selbst sei cholerisch veranlagt. Wenn ihm was nicht passt, dann sage er das sofort. Das passt nicht immer jedem. Aber jeder weiss immer, wo er mit ihm dran ist. Es gibt ein kurzes Donnerwetter. Und dann ist die Luft wieder sauber.
Die „ganz Normalen“ sind die Schlimmsten
Psychopaten werden nach ihren Taten oft als „ganz normale Menschen“ bezeichnet. Man hört dann über sie solche oder ähnliche Sätze:
- „Er/ sie hat immer freundlich gegrüsst.“
- „Er/ sie hat sich nie was zu Schulden kommen lassen.“
- „Er/ sie hat immer brav am Monatsanfang seine/ ihre Miete bezahlt.“
- „Er/ sie war ein ganz normaler Mensch.“
- „Das hätte man nie von ihm/ ihr gedacht.“
Es hilft nichts, Konflikten immer aus dem Weg zu gehen. Sie sind da. Und sie bieten uns die Chance, um an ihnen zu wachsen. Also nutzen wir sie! Du brauchst kein Choleriker sein. Es reicht, wenn du klar wie Wasser bist.
Oder noch besser: Ein Diamant
Diamanten sind nicht nur klar. Sie haben auch Kanten ;)
Im Umgang mit Konflikten offenbart sich dein Charakter
Im Umgang mit Konflikten offenbart sich nicht nur dein Charakter. Sondern es offenbart sich auch mein Charakter. Und der Charakter eines jeden. Im Umgang mit Konflikten offenbart sich unser wahres „Ich“. Wo stehst du selbst im Umgang mit Konflikten?
- Reagierst du gefasst in Konfliktsituationen? Oder reagierst du unverhältnismässig?
- Reagierst du schnell über oder bleibst du sachlich?
- Wirst du in Konfliktsituationen manchmal ausfällig und beleidigend oder bleibst du gelassen?
- Lässt du dich in Konfliktsituationen von der „Meinung der Masse“ mitreissen? Oder suchst du nach eigenen Antworten?
- Tendierst du dazu, dich schnell mit Dingen, Umständen oder Personen zu identifizieren? Oder bleibst du distanziert?
In Stresssituationen und bei Konflikten beweist sich unsere wahre Stärke. Nicht selten sind es die Unscheinbaren, welche in Konfliktsituationen die Nerven behalten. Und manchmal sind es die Extrovertierten, welche einen Schwelbrand durch eigenes Überhitzen zur Explosion bringen, anstatt die Situation zu entschärfen.
Ich habe in mancher Beziehung noch an mir zu arbeiten. Wie sieht es bei dir aus?
Lieber Mike, wow, ich bin einfach nur begeistert: Du hast eine extrem tolle Art zu schreiben und Dein Artikel hat bei mir ganz viele Aha-Momente ausgelöst, obwohl ich mich durch die Blogparade ja seit Wochen mit dem Thema beschäftige ;-). Besonders gut gefällt die Metapher mit dem Diamanten…Toll! Liebe Grüße und vielen Dank für´s Mitmachen, Christina Wenz
Danke für dein Lob Christina!
Freut mich, dass ich bei dir Aha-Momente auslösen konnte. Und, dass dir der Artikel und meine Art zu schreiben gefällt. Das Thema fand ich persönlich sehr interessant und mir hat´s Spass gemacht, meinen Teil beizutragen.
Liebe Grüsse,
Mike
Hallo Mike
Was ist, wenn mir ein dummer, arroganter Mensch gegenüber sitzt. Er trifft ständig falsche, uninformierte Entscheidungen. Er kann nicht zugeben dass er falsch liegt oder etwas nicht weiss, er trifft „Entscheidungen wie ein Mann“.
Leider muss ich diese Entscheidungen jedoch ausführen was mir zutiefst widerstrebt da ich sie für falsch halte . Wenn ich nun in dieser Situation sage: „leck mich doch am Arsch“ und kündige? Ist das Flucht? Oder verpasse ich aus Deiner Sicht eine „Chance“ an diesem Konflikt zu wachsen? Und würdest Du diese Art von Typen als „wahre Männer“ feiern? Oder sind sie nicht schlicht und einfach genau die Idioten die es aufgrund des Peter-Prinzips auf einen Chefposten geschafft haben?
Hallo Andreas,
Dass der Mensch dir gegenüber „dumm und arrogant ist“ das ist ja deine subjektive Meinung.
Wenn du allerdings seine Entscheidungen ausführen musst, weil es dein Chef ist und wenn es dir absolut widerstrebt, dann schlägt das mit der Zeit auf dein Wohlbefinden, weil du dich ständig darüber aufregst. Ich kenne das übrigens selbst, weil ich ja auch mal in so einem Jobverhältnis war.
An dem Konflikt kannst du ja nur wachsen, wenn es einen Austausch gibt. Wenn sich dein Gegenüber aber verschliesst, weil er meint, dass er sowieso alles besser weiss, dann macht er genau das, was man als Chef nicht machen sollte, wenn einem die Zukunft des Unternehmens wichtig ist. Denn gerade die Meinung der Angestellten ist enorm wichtig, da sie ja eine andere Sicht auf die Dinge bietet, als die eigene Sichtweise des Chefs.
Wenn es so läuft wie du sagst, dann hat erstens das Unternehmen keine Zukunft und zweitens kann dann die „Leck-mich-am-Arsch-Alternative“ die beste für dich sein. Das ist keine Flucht. Du hast ja nur ein Leben und willst es nicht mit Idioten vermiesen.
Viel Glück, wie auch immer deine Entscheidung aussehen mag…