
Übungen für ein bewussteres Leben / 1. Tagesrückblick
- Tagesrückblick: Übung 1 der Reihe „Übungen für ein bewussteres Leben“
Inhalt
Der Preis des Lebens
Über Achtsamkeit wurde bereits viel geschrieben. Man sollte achtsamer sein. Den Tag und jede verstreichende Sekunde des Wunders Leben nutzen. Die uns gegebene Zeit nicht nutzlos vorüberziehen lassen. Am besten jeden Tag so gestalten, als ob es der letzte wäre. Denn man weiss ja nie, wie viel Lebenszeit wir noch vor uns haben. Wir wissen nur eins ganz sicher: Irgendwann kommt der letzte Tag. Denn der Preis für das uns geschenkte Leben ist der Tod. Und der wird irgendwann seinen Tribut einfordern. Wir wissen nicht, wann dieser Tag sein wird. Wir leben aber in dem Irrglauben, dass wir selbst – obwohl um uns herum regelmässig Menschen sterben – ewig leben werden.
Gibt es unwesentliche Angelegenheiten?
Wie ferngesteuert laufen wir durch’s Leben. Immer gehetzt von einer unwesentlichen Tätigkeit zur nächsten. Aber sind unsere tagtäglichen Angelegenheiten wirklich so unwesentlich? Und wenn ja, was wäre denn dann das wirklich wesentliche? Ist es nicht eher so, dass das Leben selbst aus einer Reihe von unwesentlichen Angelegenheiten besteht, die wie auf einer Perlenkette hintereinander aufgereiht sind?
Viele Tätigkeiten im Alltag laufen wie mechanisch ab. Das beginnt bereits morgens nach dem Aufstehen. Ohne richtig zu uns zu kommen, steigen wir aus dem Bett, gehen ins Bad, auf´s Klo, werfen uns etwas Wasser ins Gesicht, putzen die Zähne, ziehen uns etwas an und gehen frühstücken oder direkt zur Arbeit oder unseren weiteren Beschäftigungen nach. Falls wir mit dem Auto zur Arbeit fahren, vergessen wir während der Fahrt, dass wir überhaupt fahren, weil wir während wir unterwegs sind, tief in Tagträume und eigene Gedanken verstrickt sind. Am Ziel angekommen, hetzen wir dann gleich weiter und vergessen in unserer Zerstreutheit womöglich noch etwas im Fahrzeug.
Führen wir ein selbstbestimmtes Leben?
Unser Körper funktioniert reibungslos von ganz allein. Die Organe wissen auch ohne unser bewusstes Zutun genau, wie sie funktionieren müssen. Zuverlässig wird das Blut vom Herzen durch den Körper gepumpt. Unser Körper ist eine Maschine, die wir durch Essen und Trinken mit Treibstoff versorgen und bei der wir durch Schlaf täglich die Batterien wieder aufladen.
Durch unser Bewusstsein konzentrieren wir uns nur auf Äußerlichkeiten. Der Blick in den Spiegel suggeriert uns, ob wir heute gut aussehen oder eher nicht so gut. Ausserdem spielt die Meinung anderer noch eine wichtige Rolle in unserer Selbsteinschätzung. Wir wollen als selbstbewusste Persönlichkeit wahrgenommen werden, die ein selbstbestimmtes Leben führt. Aber ist unser Leben wirklich so selbstbestimmt, wie wir es gerne nach aussen aussehen lassen wollen?
Jeder kann sich selbst mal auf den Zahn fühlen und sich fragen, inwieweit er sein Leben wirklich selbst lenkt oder sich wie eine Feder im Wind von äusseren Einflüssen durch den Alltag und das Leben wehen lässt. Wer sein Leben bewusster selbst gestalten will, der wird um mehr Aufmerksamkeit im Alltag und bei den alltäglichen Dingen nicht herumkommen.
Die Übungen für ein bewussteres Leben
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit verschiedenen Möglichkeiten/ Übungen, die es mir ermöglichen, mehr oder die volle Aufmerksamkeit auf den jeweiligen Moment gebündelt auszurichten. Es geht darum, bei der Sache zu sein, auch wenn die Gedanken versuchen abzuschweifen. Ich kenne Leute, mit denen unterhält man sich und man hat den Eindruck, dass sie während des Gesprächs wo ganz anders sind als beim Thema. Das sind sie dann manchmal auch wirklich. Denn nach dem Gespräch werden dann Fragen gestellt, die man eigentlich eben erst beantwortet hatte.
Manche Menschen sind so in ihren eigenen Tagträumereien und Gedanken gefangen, dass sie sich nur schwer auf den Augenblick konzentrieren können. Ihnen fehlt es an Aufmerksamkeit. Da es auch bei mir in dieser Hinsicht noch Baustellen gibt, werde ich im Blog Übungen für ein bewussteres Leben erläutern, die uns dabei unterstützen können, aufmerksamer und somit bewusster durch den Alltag zu gehen.
Was bringen mir die Übungen für mehr Aufmerksamkeit?
So unbedeutend dein augenblickliches Tun auch erscheint, so hat es unmittelbare Auswirkungen auf alle weiteren Zusammenhänge. Denn nichts existiert unabhängig für sich selbst (es gibt keine inhärente Existenz). Alles steht in direkten Zusammenhängen. Deshalb sollten auch „unwesentliche Tätigkeiten“ mit Aufmerksamkeit ausgeführt werden. Denn unzählige „unwesentliche Tätigkeiten“ denen wir im Alltag keine Beachtung schenken, machen in ihrer Gesamtheit letztendlich das Leben aus.
Folgende Gedanken zum Thema Achtsamkeit/ Aufmerksamkeit notierte der japanische Weise Kenkó Yoshida im 14. Jahrhundert auf der Rückseite einer alten Schrift der Lehren des Buddha [1]
Keiner würdigt den kurzen Moment. Ist es Absicht oder Beschränktheit, erkennt man den Wert der Zeit nicht? Der kurzsichtige Mensch schätzt die kleine Münze nicht; doch viele kleine Münzen machen den Armen zum Reichen. Darum achtet der Kaufmann auf jede Münze.
Kurzer Zeitspannen ist man sich oft nur schwach bewusst. Doch eine nach der anderen führen sie plötzlich zu dem Augenblick, an dem das Dasein endet. Wer den Weg des Buddha gehen möchte, sollte, statt sich um ferne Tage und Monate zu sorgen, den jetzigen Moment nicht nutzlos vorübergehen lassen.
Wüsste ich, morgen unabwendbar zu sterben, was wollte oder täte ich heute? Aber was unterscheidet den heutigen Tag vom Moment vor dem Tod? Während eines Tages brauchen wir viel Zeit für Essen, Notdurft, Schlafen, Reden und Gehen. Dies ist nicht vermeidbar. Doch die wenigen übrigen Stunden, verstreichen sie nicht mit sinnlosem Tun, sinnlosen Worten und sinnlosem Denken? Tag für Tag, Monat für Monat verstreicht so, und das Dasein vergeht ungenutzt, weil wir es nicht verstanden. – Kenkó Yoshida
Übungen für ein bewussteres Leben / 1. Tagesrückblick
Die erste Übung für ein bewussteres Leben nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. Am besten solltest du sie täglich am Abend oder kurz vor dem Einschlafen ausführen. Setze dich hierfür bequem, schliesse die Augen und sieh deinen heutigen gelebten Film noch einmal vor dem inneren Auge im Zeitraffer an. Bist du ein eher ungeduldiger Mensch, dann lasse den Film etwas schneller ablaufen. Wenn dir der Tagesrückblick von Anfang an leicht fällt, dann kannst du auch gerne ins Detail gehen. Hauptsache ist, dass du ihn so gestaltest, dass du ihn auch am nächsten Tag ohne grossen Zwang wiederholen wirst.
Es bringt überhaupt nichts, wenn du dich jetzt zu etwas zwingst, das du dann bereits nach wenigen Tagen als lästig empfindest. Denn dann wirst du bald die Lust verlieren und es wieder sein lassen. Für eine langfristig ausgerichtete Wirkung sollte der Tagesrückblick zu deinem täglichen Ritual werden.
Für den Tagesrückblick reichen wenige Minuten. Beginne den Tagesrückblick nicht bei dem Moment des morgendlichen Aufstehens sondern bereits am Abend zuvor, als du ins Bett gegangen bist. Falls du dich an bestimmte Details absolut nicht erinnern kannst, dann reibe dich nicht daran auf. Denn das ist völlig normal und geht auch anderen Leuten so. Indem du dich aber jetzt damit auseinandersetzt, schulst du auf Dauer deine Erinnerungsfähigkeit und mit der Zeit wird dir das Erinnern leichter fallen.
Ein positiver Nebeneffekt der Übung des Tagesrückblicks ist, dass du ausserdem deine Synapsen im Gehirn zwischen den Informationen festigst und so dein Kurzzeitgedächtnis trainierst.
Falls du den Tagesrückblick einmal vergisst
Es kann vorkommen, dass du die Übung des Tagesrückblicks einmal vergisst und dich bestenfalls am nächsten Morgen daran erinnerst. Falls du den Tagesrückblick einmal vergessen hast, dann ist das kein Beinbruch. Hole ihn einfach am folgenden Tag nach. Wenn du dich dann im Rahmen deines nachgeholten Tagesrückblicks am Folgetag an den vorangegangenen Tagesablauf erinnern möchtest, wirst du merken, dass es gar nicht so einfach ist, sich 2 Tage rückwirkend an etwas zu erinnern. Einige oder viele Einzelheiten wirst du sogar komplett vergessen haben. Wenn du versuchst, dich gar 3 oder 4 Tage rückwirkend erinnern zu wollen, dann kann es gut sein, dass du einen echten Filmriss hast und dir einfach nichts einfallen will.
Du erkennst, dass wirklich nur dieser Moment zählt. Denn bereits übermorgen wirst du diesen genau jetzt gelebten Moment, während du diese Zeilen liest, bereits vergessen haben. Also lebe jetzt so bewusst wie möglich. Und mache dir auch keine Gedanken darüber, wie du von anderen wahrgenommen wirst. Sondern versuche, dich hauptsächlich auf deinen eigenen Weg zu konzentrieren und intuitiv nach deinen eigenen Regeln zu handeln. Du setzt jetzt die Fusspuren, die im Rückblick deinen Weg zeichnen. Die eingeschlagene Richtung und wie dieser Weg am Ende aussehen wird, kannst du durch gelebte Aufmerksamkeit genau in diesem Moment entscheidend beeinflussen.
Quellen:
1. Das Zitat des Weisen Kenkó Yoshida entnahm ich dem Buch „Mit Buddha das Leben meistern“ von Volker Zotz*
Auch fand ich in diesem Buch Anreize für die Übung des Tagesrückblicks.
Um alle Übungen für ein bewussteres Leben anzusehen, einfach Hier klicken!
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