Zu diesem Artikel wurde ich von einem Leser und Freund inspiriert. Er meinte, dass das Thema „Tod“ ein interessantes Thema für einen Artikel wäre. Das meine ich auch. Und für Inspirationen seitens meiner Leser bin ich natürlich immer dankbar.
Da mich Klaus auf dieses Thema brachte, möchte ich diesen Beitrag auch mit einem Zitat einläuten, welches er so freundlich war, mir zu schicken:
„Meiner Treu, was geht´s mich an, ein Mann kann nur einmal sterben, wir schulden Gott nur einen Tod, und wie´s auch gehen mag, wer dieses Jahr stirbt, braucht´s im nächsten nicht mehr zu tun.“
Ernest Hemingway
Inhalt
Viel zu beschäftigt um an den Tod zu denken
Im Alltag haben wir den eigenen Tod weitgehend aus unserem Leben verdrängt. Solange wir jung und gesund sind, denken wir nicht daran, dass wir eines Tages sterben werden. Wir hasten von Termin zu Termin. Wir zerbrechen uns den Kopf über Belanglosigkeiten.
Wir stopfen unsere Terminkalender voll. Zeitmanagement hilft uns, unseren Tag noch effektiver zu gestalten. Eigentlich gut. Denn umso mehr wir um die Ohren haben, desto weniger kommen wir zum Nachdenken über unsere mickrige Existenz.
Hätten wir absolut nichts zu tun und würden alleine ohne Handy im Schlaraffenland leben, würde all die Schönheit und der Überfluss uns nicht vor Depressionen retten können. Alleine und ohne sinngebende Beschäftigung wäre das Leben sinnentleert. Es wäre sinnlos.
Das Leben scheint nur wirklich lebenswert, wenn wir unsere schönen oder auch nicht so schönen Momente mit anderen teilen können. Der Mensch ist ein Herdentier. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Je mehr wir zu tun haben, desto weniger denken wir an den Tod. Dagegen ist nichts einzuwenden. Schliesslich haben wir nur dieses eine Leben und das sollten wir auskosten.
Der Tod in den Medien
In den Medien ist der „Tod der Anderen“ allgegenwärtig. Wir sehen es und wenn wir genug haben, wechseln wir den Kanal oder schalten ab. Während wir am Mittagstisch sitzen, sehen wir Tod und Elend im Fernsehen.
Dieses Verhalten ist bedenklich, da wir abstumpfen gegenüber dem Leid anderer. Wir sehen es wie einen Film oder ein Videospiel. Uns betrifft es ja zum Glück nicht.
Das Alter und der Tod
Das Altern beginnt mit der Geburt. Jeder Tag des Lebens bringt uns den Tod ein Stück näher. Doch weder Kinder noch Jugendliche denken darüber nach. Warum auch. Ihre beste Zeit liegt ja noch vor ihnen.
Ab einem bestimmten Alter, beim gesunden Menschen etwa ab Dreissig, merken wir aufgrund körperlicher Begleiterscheinungen, wie der ersten Falten oder Geheimratsecken, dass wir altern. Früher konnten wir die Geburtstage kaum erwarten.
Jetzt merken wir langsam: Die Zeit läuft weiter.
Unsere Uhr läuft ab. Mit jedem Sprung in ein neues Jahrzehnt merken wir, dass unser organisches Leben zeitlich begrenzt ist.
Eine alte Weisheit besagt:
Die beste Medizin für alternde Menschen ist der eigene Schweiss, den sie bei der Arbeit und beim Sport vergiessen.
Durch ständig neue Aufgaben und körperliche Betätigung können wir uns geistig und körperlich bis ins hohe Alter fit halten.
Wenn wir nur auf den Tag unserer Pensionierung warten, um dann endlich mit einem Kissen unter den Ellenbogen vom Fenster aus die Passanten besser beobachten zu können, gehören wir wirklich zum alten Eisen.
Es gibt Menschen, die sind mit 35 schon am Ende und es gibt Menschen, die feiern ihren 70zigsten mit einem Fallschirmsprung über dem brasilianischen Regenwald.
Ein spanisches Sprichwort sagt über den Sinn des Lebens:
„Die Kunst des Lebens besteht darin, jung zu sterben,
so spät wie möglich.“
(El arte de vivir consiste en morir joven, lo más tarde posible.)
Alter ist nicht nur eine Frage der Physis und Mathematik. Alter ist auch eine Frage der Persönlichkeit. Genau heute beginnt der Rest deines Lebens. Mach das Beste draus.
Der Tod und das Sterben
„Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich möchte nur nicht dabeisein.“ Woody Allen
Das Sterben ist der Vorgang vorm unmittelbaren Tod bis zu dessen Eintritt.
Jeder Mensch hat Angst vor dem Sterben, solange er gesund ist. Um die Art zu erhalten ist der Überlebenswille in jedem Lebewesen fest verankert.
Fast ausnahmslos alle Menschen die die Schwelle zum Tod bereits übertraten und zurückkehrten, berichten von einem hellen Licht oder einem wohligen Gefühl. Manche berichten, dass sie neben sich traten und sich selbst liegen sahen. Auch die sogenannte Todesangst hat im Moment des Ablebens niemand mehr gespürt.
Die Angst vor dem Tod begründet sich hauptsächlich aus der Angst vor den Schmerzen, die während des Sterbens auftreten könnten und vor der Unwissenheit, was danach kommt.
Es ist auch ein grosser Unterschied, ob man nach einem erfüllten Leben friedlich zuhause entschläft oder ob man aufgrund äusserer Gewalteinwirkung zu Tode kommt.
Leider kann man sich das nicht immer aussuchen.
Wann sind wir eigentlich wirklich tot?
Wenn das Herz und die Lunge ihre Arbeit niederlegen, hast du keine Chance weiterzuleben. Dabei ist es gleichgültig, welcher von beiden zuerst seinen Dienst aufgibt: die Lunge oder das Herz. Der Stillstand des Einen hat auch den Stillstand des Anderen zur Folge.
Sichere Anzeichen für den Tod sind die Totenstarre und die Todesflecken. Diese treten bereits eine halbe Stunde nach dem Tod an den tiefstgelegenen Stellen des Körpers auf. Liegt der Tote auf dem Rücken, findet man die grünlichen Flecken dort. Sie entstehen durch das Absacken des Blutes. Die Starre beginnt nach 1,5 Stunden vom Gesicht her und löst sich nach 24 Stunden wieder.
Was kommt nach dem Tod?
Das Internet ist voll mit Geschichten über Nahtoderfahrungen. Viele sahen ein helles Licht im Moment des Ablebens oder trafen bereits verstorbene Angehörige wieder. Manche schliessen daraus, dass das bereits der erleuchtete Eingang ins Paradies sei. Gehirnwissenschaftler begründen dieses Phänomen mit der erhöhten Gehirnaktivität während des Sterbeprozesses.
Religiöse Fanatiker glauben an ein Paradies nach dem Tod. Darwinisten glauben, dass unsere Atome nach unserem Ableben wieder in das grosse Ganze einfliessen und das war´s dann. Vielleicht kennst du den Film „21 Gramm“. Darin geht es um die 21 Gramm, die der Körper nachweislich beim Sterben an Gewicht verliert. Im Film wird suggeriert:
21 Gramm: Soviel wiegt unsere (unsterbliche) Seele.
Buddhisten glauben an die ewige Wiedergeburt, die nur durch ein bewusstes Leben durchbrochen werden kann. Wird dieser ewige Kreislauf durchbrochen, so findet die Seele endlich Ruhe im Nirvana.
Bardo Thödröl, das Tibetanische Totenbuch* gibt sogar Anleitung für den Sterbeprozess. Dem Verstorbenen wird das Buch von einem Lama vorgelesen. Erkennt der Verstorbene, dass die Zwischenstationen Projektionen seines Geistes sind, kann er eine gute Wiedergeburt oder sogar völlige Erlösung erlangen. Voraussetzung ist, dass er bereits zu Lebzeiten durch das „Erlebnis des Todes“ gegangen ist.
Jeder hat seine eigene Theorie darüber, was uns nach dem Tod erwartet. Am Ende wissen wir es nicht. Wir wissen nur, dass er uns irgendwann ereilt. Es kann heute sein oder in 60 Jahren.
Sei vorbereitet auf den Tod
Die beiden wichtigsten Momente in unserem Leben sind der Moment unserer Geburt und der Moment unseres Todes.
Der Lebensgefährte einer entfernten Bekannten fiel während des Frühstücks tot vom Stuhl. Einfach so. Er war 28. Die beiden hatten grosse Pläne. Der Tod machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Er hatte keine Zeit, sich auf seinen Tod vorzubereiten.
Wenn wir den Tod im täglichen Leben in Betracht ziehen, sind wir vorbereitet auf ihn. Wir haben ein Auge auf den Sensenmann und werden sensibler für unsere Alltagsangelegenheiten.
Der Tod gehört ganz einfach zum Leben dazu. Da wir wissen, dass wir nicht ewig leben, verleiht das unserem Leben sogar eine gewisse Würze.
Mach den Sensenmann zu deinem Freund, so verliert er seinen Schrecken.
Tod oder ewiges Leben?
Es würde langweilig, wenn wir dazu verdammt wären, ewig zu leben. All unsere Freunde und Verwandte gingen und wir würden ewig weiterleben. Oder wenn sie auch unsterblich wären, würden wir zusammen auf diesem Planeten verweilen, bis die Sonne ausgeht.
Da wir wissen, dass wir nicht ewig leben, lässt uns dieser Gedanke Momente viel intensiver geniessen, die wir – wenn wir ewig leben würden – nur am Rande wahrnehmen würden. Wenn wir uns ganz klar darüber sind, dass dieser Sonnenaufgang der Letzte sein könnte, dann werden wir ihn bis zum Letzten auskosten.
Das Stück in dem wir spielen, ist zeitlich begrenzt. Also lass uns tanzen, bis der Vorhang fällt!
Dieser Artikel hat es in sich Mike. Wirklich gut geschrieben.
Jemand hat mal gesagt: „Wir sind nicht hier für eine lange Zeit, sondern für eine gute Zeit.“ Und das geht wirklich, wenn ich Sinn ins Leben hinein packe, es also Sinn gebe – das Vergangene inbegriffen.
Je älter ich werde, umso mehr hat mein Opa recht. Der hat gesagt: „Die Zeit vergeht immer schneller.“ Ich schätze das liegt auch an unsere ganzen Routinen. Das ganze Leben wird zur unbewussten Routine (mit gelegentlichen Störungen). Dieses Routinen-artige ist meiner Meinung nach einer dieser Zeitbeschleuniger.
Bewusst Leben, aktiv sein, wie du das richtig beschreibst, erzwingen praktisch schon eine längere ‚Jugendlichkeit‘. Ich kenne einen über 80-jährigen, der immer noch Sprachen lernt, Fußball spielt, Ski fährt und auch sonst ungefähr so lebt, wie du das hier beschreibst. Der Mann wirkt wie 50 und hat eine Frau, die ist nicht mal halb so alt ist wie er. Bei ihm habe ich immer das Gefühl, als ob ich mich mit einem Gleichaltrigen unterhalte. Sehr lebensbejahend — sagen andere über ihn.
Hey Lutz,
Danke für Deinen Kommentar und für Dein Lob! Ja, von meinem Opa hab ich auch viel gelernt in der Beziehung. Er hatte sein ganzes Leben lang immer irgendetwas zu tun. Er packte eine Menge Sinn in sein Leben. Das hat ihn jung und fit gehalten. Heute mit 90+ fährt er immer noch Auto.
Ich kenne auch solche“älteren“ Leute, wie Deinen 80-jährigen Freund, bei denen ich das Gefühl habe, mich mit Gleichaltrigen zu unterhalten. Dann kenne ich aber auch jüngere als mich, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie eigentlich schon tot sind ;)
Wie Du sagst: Wir sind nicht hier für eine lange Zeit, sondern für eine gute Zeit. Lass uns Sinn hineinpacken!
Sinn kommt und geht mit uns.
Wünsche Dir alles Gute,
Mike