
Perfektionismus ist der Killer des Fortschritts
Lieber effektiv und steil als Erbsenzählerei. Perfektionismus ist der Killer des Fortschritts.
Inhalt
Was ist das Gegenteil von Perfektionismus?
Das Gegenteil von Perfektionismus ist nicht etwa Schluderei oder Dilettantismus. Wenn etwas nicht perfekt oder perfekt genug ist, heisst das nicht, dass es unperfekt oder weniger wert oder gar wertlos wäre. Wer definiert perfekt oder unperfekt? Die Betrachtung liegt hier im Auge des Betrachters. Wie bei allem im Leben geht es auch beim Thema Perfektionismus um die Setzung der Prioritäten hinsichtlich ihrer Verhältnismässigkeit in Bezug auf die jeweiligen Umstände.
Das Gegenteil von Perfektionismus ist Fortschritt!
Beispiel: Buch schreiben
Ein Buchprojekt ist eine grosse Angelegenheit. Wenn du ein Buch schreiben willst, dann musst du dich mit jeder Menge Dingen auseinandersetzen. Wenn du bereits eins geschrieben hast, dann kannst du auf deine Erfahrungen aus vergangenen Buchprojekten zurückgreifen. Wenn du aber zum ersten Mal in deinem Leben ein Buch schreiben willst, dann musst jede Menge Skills neu erlernen. Würdest du als Perfektionist an die Sache herangehen, dann würde dich dein Perfektionismus geradezu ausbremsen.
Denn du musst:
- Erstmal irgendwie einen Anfang finden
- Das richtige Schreibprogramm wählen
- Ein Script schreiben
- Die Geschichten in die richtige Reihenfolge bringen
- Ein Inhaltsverzeichnis anlegen
- Das Buch formatieren: mobi, ePub, Format für die Printversion,…
- Ein Cover gestalten
Ein Perfektionist würde nun alles ganz genau machen wollen. Er würde jedes Detail genau planen, das perfekte Cover gestalten, das perfekte Schreibprogramm wählen, das perfekte Script schreiben,… – und sich darauf konzentrieren, einen Bestseller zu veröffentlichen.
Ein Buch ist aber kein Auto. Ein Buch schreiben, ist ein kreativer Prozess. Wer sich dabei zuviel mit Kleinigkeiten herumschlägt, wird erstens nicht fertig und zweitens demontiert er die Essenz des Buchs mit seiner Pingeligkeit. Der Leser will unterhalten werden und möchte sich nicht mit aalglatten und optimal gestalteten Inhalten zu Tode langweilen. Der Leser braucht Kanten, an denen er sich orientieren kann. Und die verleiht der Autor seinem Werk, indem er seine Kreativität ungehemmt hineinfliessen lässt.
Wenn er seine Seele in das Buch legt, so wird der Autor vielleicht einen Bestseller landen. Wenn er aber bereits im Vorhinein darauf erpicht ist einen Bestseller zu verfassen, dann könnte ihn dieser Hintergedanke unter Umständen den Erfolg kosten. Es sei denn, er ist bereits ein erfolgreicher Autor und kann auf vorangegangene Erfolge aufbauen.
Die Perfektionismusfalle
Manche reden gar von einer Perfektionismusfalle. Wer sich in so einer Bredouille befindet, sollte schleunigst sehen, dass er da wieder heil herauskommt. In der Perfektionismusfalle bewegt man sich im Kreis. Man wiederholt immer die gleichen Tätigkeiten in der Hoffnung, das perfekte Etwas zu erschaffen. Dabei verliert man aber den Weitblick. Anstatt über den eigenen Tellerrand zu schauen, blickt man immer nur auf die eigenen Bewegungen.
Das ist wie wenn man beim Fotografieren des perfekten Sonnenuntergangs ständig am Objektiv herumschraubt, um eben dieses Naturereignis im optimalen Winkel zu erfassen. Dabei aber den tatsächlichen Sonnenuntergang am Horizont verpasst.
Zu perfekt ist ungesund
Perfektionismus schadet nicht nur dem Fortschritt. Er schadet auch der Gesundheit. Denn Perfektionismus ist zeitaufwendig und nervenaufreibend. Und das nicht nur während des Prozesses der Gestaltung des „perfekten Etwas“. Sondern auch danach. Denn kaum hat man das „perfekte Etwas“ erschaffen, ist man auch schon wieder besorgt darüber, dass dieses „perfekte Ding“ einen Kratzer bekommen könnte. Solches Verhalten verursacht Zukunftsängste, Magenbeschwerden oder gar psychosomatische Krankheiten.
Es gibt ja Leute, die immer alles ganz genau machen, da sie sonst innerlich darunter leiden. Solche Menschen leiden in zweierlei Hinsicht:
- Nie genügen die Resultate ihren hohen Anforderungen. Egal, was sie oder andere auch tun. Immer werden sie irgendwo einen Mangel entdecken, der ihnen die Freude am fertigen Projekt vergällen wird.
- Kaum ist etwas erledigt, so beginnt auch schon das Leiden unter den „Verlustängsten“. Gerade hat man das Auto neu lackiert, dann beginnt auch schon die Angst, dass bald irgendein Kratzer diese Freude über den perfekten Lack trüben könnte. Falls dieser Fall eintritt, so wird man nicht eher wieder ruhig schlafen können, bis dieser Kratzer dann wieder überlackiert wurde. Dann setzen die Verlustängste wieder ein. USW. – Die Endlosschleife – Das Möbiusband.
Wie überwindet man Perfektionismus?
Wer bereits im Kindesalter auf Perfektionismus getrimmt wurde, hat es natürlich nicht ganz so einfach, diese Bürde im Erwachsenenalter wieder abzulegen. Manchmal hilft da nur der kalte Entzug. Am besten tastet man sich langsam an ein unbekümmertes und weniger perfektes Leben heran.
Im Alltag kann man das leicht üben. Z.B. kann man etwas später als gewohnt zu Mittag essen, um der Routine zu entfliehen. Man kann bereits bei der Zubereitung des Mittagessens auf weniger Perfektionismus achten, indem man die Zwiebelwürfel nicht 100% quadratisch schneidet, sondern ihnen das Recht auf eigene Entfaltung gewährt.
Wer ein Haus baut, kann es ganz nach Gaudi-Manier mit den natürlichen Formen in der Natur verschmelzen lassen, anstatt sich beim Ziehen immer gerader Linien an der Wasserwaage aufzureiben.
Weniger planen / mehr machen
Manche planen alles ganz genau. Dabei bringen sie nichts fertig. Sie wissen genau, wie etwas in der Realität funktionieren sollte. Sie kennen die besten Werkzeuge und die vielversprechendsten Mentoren. Sie besuchen Workshops und lesen alle möglichen Bücher.
Wenn man diese Perfektionisten aber am Ende des Tages fragt, was sie heute eigentlich geschafft haben, dann haben sie effektiv nichts fertiggebracht. Sie haben also keinen Wert erschaffen. Sondern sie haben ihre ganze Zeit mit Planerei und mit der Analyse von Ideen anderer Leute verplempert, anstatt ihren eigenen Fussabdruck hinterlassen zu haben.
Lieber steil und effektiv als Erbsenzählerei
Neulich wurde ich von einer Seitenbetreiberin darauf hingewiesen, dass auf einer meiner Websites auf einer speziellen Seite – die ich erst kurz zuvor veröffentlicht hatte – ein kleiner Fehler war. Ich dankte für den Hinweis. Aber ich machte auch einen Screenshot über die Besuche der vorangegangenen Woche auf dem entsprechenden Blog und schickte ihr diesen zu. (Die genannte Seitenbetreiberin wird mit ihrer Webseite bei Google kaum gefunden.)
Darunter schrieb ich:
Lieber steil und effektiv als Erbsenzählerei.
Der Erfolg gibt mir Recht. Mittlerweile betreue ich zahlreiche Seiten, für die ich regelmässig Artikel verfasse. So schreibe ich täglich mehrere tausend Wörter. Ist ein Artikel fertig, dann checke ich ihn noch einmal durch und dann wird er auch schon veröffentlicht. Ich schreibe auch nicht erst in irgendwelchen Schreibprogrammen vor, um die Texte dann noch endlos weiter zu formatieren und zu archivieren, um sie dann irgendwann zu veröffentlichen. Meine Texte erstelle ich direkt im Editor. Ist ein Artikel fertig, wird er auch meist innerhalb kürzester Zeit veröffentlicht.
Du brauchst keinen Redaktionsplan!
Im Übrigen habe ich auch keinen Redaktionsplan. Ich brauche auch keinen. Wenn du selbst schreibst, dann empfehle ich dir, das auch mal auszuprobieren. Auch wenn man immer wieder mal hört, dass man unbedingt einen Redaktionsplan bräuchte, um erfolgreich einen Blog zu führen. Glaub mir. Du brauchst keinen!
Wie du ohne Redaktionsplan effektiver wirst
Alle Geistesblitze notiere ich sofort in meinem Notizblock auf dem Handy. Dort habe ich mehrere Punkte angelegt, unter die ich dann meine Einfälle sortiere. Weitere Notizen habe ich auf Zetteln und auf Page-Seiten auf dem Mac. Falls mir mal nicht gleich etwas einfällt, schöpfe ich also immer aus den Vollen, ohne dabei Zeit bei der Erstellung eines Redaktionsplans zu vergeuden.
Probiere es mal aus. Ohne Redaktionsplan bist du effektiver!
Ich ziehe Fortschritt dem Perfektionismus vor. Und du?
Willst du im Leben wirklich etwas reissen, dann vertrödele keine Zeit mit Erbsenzählerei, sondern schaffe Fakten!
In der Einfachheit liegt der Erfolg!
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