
Die Kraft der Meditation
Zen ist nicht etwas Aufregendes, sondern Konzentration auf deine alltäglichen Verrichtungen. (Shunryu Suzuki)
Inhalt
Vor 4 Jahren machte ich Bekanntschaft mit der Zen Meditation
Vor vier Jahren machte ich zum ersten mal Bekanntschaft mit der Zen-Meditation. Ich lasse mich gerne von japanischer und chinesischer Philosophie inspirieren und besitze einige Bücher zum Thema wie:
- Das Hagakure*
- Das Buch der fünf Ringe*
- Sun Tsu – Die Kunst des Krieges*
- Bushido*
- und einige mehr…
Da ich mich auch für Kampfkunst interessiere, praktizierte ich eine Zeit Shotokan Karate. Ich nahm hier an der Küste einmal an einem Wettkampf teil und kam bis zum grünen Gürtel. Das Fitnessstudio wo wir praktizierten schloss und hier in der Nähe fand ich kein anderes Dojo, wo ich hätte weiter trainieren können. Wenn ich irgendwann eins finde, mache ich vielleicht weiter. Leider habe ich im Laufe der Zeit die Katas vergessen und müsste wieder bei Null anfangen…
Nach dem Karate schrieb ich mich in Full-Contact ein. Das ist so etwas ähnliches wie Kick-Boxen. Anstatt Katas zu wiederholen, ging es hier von Anfang an richtig zur Sache. Wir waren eine nette Gruppe und das Training machte Spass. Auf Grund eines Umzugs wechselte ich nach einem Jahr das Fitnessstudio. Das war ein Fehler. Wenn man die richtige Gruppe gefunden hat, sollte man lieber ein paar Umwege und Kilometer mehr in Kauf nehmen, als zu wechseln.
Das Hagakure stiess mich zur Zen Meditation an
Das Hagakure wird auch der Ehrenkodex der Samurai genannt. Mich faszinierte immer die Entschlossenheit und Selbstkontrolle dieser Krieger im Angesicht des Todes. Ich las, dass die Samurai, bevor sie in die Schlacht zogen, meditierten (Zazen). Ich suchte einen Ort hier in Málaga, wo diese Kunst praktiziert wird. Schliesslich fand ich eine kleine Gruppe. Gemeinsam praktizierte ich mit ihnen einmal die Woche Zazen im Zendo.
Meditation ist wirklich hart
Das Full-Contact Training war hart, aber Pillepalle im Vergleich zur Meditation. Am Anfang des Full-Contact-Trainings wärmten wir uns eine halbe Stunde auf. Wir rannten im Kreis, warfen uns hin, standen auf, machten Liegestütze, rannten weiter, warfen uns wieder hin, machten dann paarweise crunches und situps, rannten weiter, Liegestütze, usw. Am Ende führten wir kurze intensive Fights mit schnell wechselnden Partnern durch. Bereits nach wenigen Minuten liefen die Spiegel in dem kleinen Fitnessraum an und die Luft war zum schneiden dick.
All das war nichts im Vergleich zur Meditation.
Einfach dasitzen und nichts machen. Das war wirklich hart.
Zum Meditieren traf ich mich mit meiner Gruppe jeden Freitag um 7 Uhr Morgens in einer leergeräumten Wohnung. Für den Lotussitz war ich zu ungelenk, versuchte es aber trotzdem. Es klappte nicht. So meditierte ich die erste Zeit im Seiza (Fersensitz). – Später wechselte ich dann in die burmesische Sitzhaltung – Nach den ersten Minuten tat mir bereits alles weh. Kurz darauf schliefen mir die Beine ein.
Ich versuchte nicht zu denken und erreichte genau das Gegenteil. In mir brach ein Sturm los. Alle möglichen Gedanken schossen wild durch den Kopf. Eine innere Unruhe kam auf und drängte mich aufzustehen und rauszurennen. Was mach ich hier eigentlich?
Wir meditierten jeweils 25 Minuten. Dann liefen wir ein paar Minuten im Kreis (Kinhin – Zen Meditation im Gehen). Anschliessend meditierten wir weitere 20 Minuten. Am Ende sangen wir sutras. Ich wusste, dass eine Session immer 25 Minuten dauerte. Allerdings konnte ich ja während des Meditierens nicht einfach auf die Uhr sehen und ich hatte keine Ahnung, ob nun erst 10 Minuten verstrichen waren oder bereits 15. Oft hatte ich bereits nach einigen Momenten den kompletten Zeitverlust.
Samstags meditierten wir 2 mal 40 Minuten. Das war für mich eine Ewigkeit.
Der Zen-Meister war eine Frau
Wir waren eine kleine Gruppe. Manchmal nahmen nur drei Personen teil. Der Zen-Meister war eine Frau. Sie sass hinter mir. Eines morgens, als es mir besonders schwer fiel ruhig zu halten, sprach sie mich darauf an. Obwohl während der Session in mir ein Orkan tobte, meinte ich nach aussen hin ruhig zu sein. Sie nahm meine innere Unruhe trotzdem wahr.
Sie sagte mir: „Heut hast du aber sehr gelitten, mein Lieber“. Ich antworte mit ja und fragte woher sie das weiss. Sie sagte, dass sie bereits seit über zwanzig Jahren meditiert und es trotzdem jeden Tag eine neue Herausforderung für sie darstellt. Sie meinte, gerade heute fiel es ihr auch nicht leicht ruhig zu sitzen. Ihr schlafen nicht mehr so oft die Beine ein. Aber die Fliege auf dem Arm oder im Gesicht stört sie trotzdem.
Heut Nachmittag holt sie ihre Tochter vom Flughafen ab, die von ihrem Studium in New York in den Ferien nach Hause kommt. Eigentlich hätte sie jede Menge zu tun und würde vor Aufregung endlich ihre Tochter in den Armen zu halten am liebsten durch die Decke gehen. Trotzdem kam sie heut Morgen um zu meditieren. Und es helfe ihr den Tag entspannter zu beginnen, auch wenn sie um 6 Uhr dafür aufsteht. Nach jeder Meditation freut sie sich, dass sie ihren inneren Schweinehund besiegt hat.
Ich war wirklich überrascht das von ihr zu hören. Für mich war sie der Ruhepol schlechthin. Sie beherrschte den Lotussitz perfekt und ich bewunderte sie für ihre entspannte Haltung während der Meditation. Nun bewunderte ich sie noch mehr, für ihre Stärke, auch über ihre Schwächen zu reden. Und das mit einem Grünschnabel in Sachen Meditation wie mir.
Anfang Juli ging die Gruppe für zwei Monate in Sommerpause und die Wohnung wo wir uns trafen sollte nach der Auszeit gegen eine andere ersetzt werden. Im Herbst flog ich für zwei Wochen nach Deutschland. Als ich zurück kam, zog ich mal wieder um. Und, naja. Ausreden über Ausreden. Ihr wisst ja wie das ist. Einmal blieb ich morgens lieber mit der Freundin im Bett als zur Meditation zu gehen. Ein anderes Mal hatte ich irgendeinen Termin. Und am Ende sagte ich mir: Jetzt war ich schon so lange nicht, jetzt brauch ich auch gar nicht mehr zu gehen.
Fazit
Meditation hat für mich viel mit Selbstüberwindung zu tun. Sich selbst zu überwinden einfach ruhig sitzen zu bleiben, obwohl man eigentlich auch etwas anderes in der Zeit tun könnte. Auch wenn ich nicht mehr in der Gruppe bin, wurde Zazen mit der Zeit als Teil meiner Morgenroutine zum wichtigen Bestandteil meines Tagesablaufs.
Wenn du Lust bekommen hast, es selbst mal auszuprobieren, dann schau doch mal in meine Videoreihe zum Thema Meditation für Anfänger:
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.