
Der Alltag ist der Weg: Die drei fundamentalen Elemente der Zen Meditation Zazen
Inhalt
Artikelübersicht
- Der Alltag ist der Weg
- Warum wir Zen Meditation – Zazen praktizieren
- Die drei fundamentalen Elemente des Zazen
- 1. Die Körperhaltung
- 2. Die Atmung
- 3. Die geistige Haltung
- Gibt es eine korrekte Haltung im Zazen?
- Interessante Links zum Thema Zen / Zazen
Der Alltag ist der Weg
Dōgen Zenji – Der Begründer des japanischen Zen sagte sinngemäss:
Zen ist nur Zazen. Ohne Zazen ist Zen nicht möglich.
Der Weg zur „Erleuchtung“ (buddhistisch Bodhi) ist nicht das Ziel der Zen Meditation Zazen. Zazen ist selbst mit dem Ziel identisch. Der Übende ist allein durch das korrekte Einnehmen der Sitzhaltung und die Beachtung der einschlägigen Meditationsregeln bereits am Ziel angelangt.
So richtet sich seine Aufmerksamkeit nicht auf ein in Zukunft erhofftes Ereignis, sondern ausschliesslich auf die Gegenwart.
Beim Üben geht es nicht nur um die beim Zazen verbrachte Zeit in der Meditationshaltung. Zazen hört nicht nach der Meditation auf, sondern überträgt sich auf den gesamten Alltag.
Nach Dōgens Überzeugung ist der Alltag der Weg.
Einfach nur sitzen, ohne Grund und ohne Ziel. Das ist nicht schwer, wenn man bedenkt wie viel Zeit wir in sozialen Medien und bei nutzlosen Tätigkeiten verschwenden. Wenn wir bedenken, wieviel Arbeit und Energie wir aufwenden, für Dinge die uns langweilen, gleich nachdem wir sie erhalten haben.
Was sind schon ein paar Stunden in der Woche, ohne Grund und Ziel einfach nur zu sitzen?
Nichts, wenn du bedenkst, dass du damit dein Leben verändern kannst.
Warum wir Zen Meditation praktizieren
Indem wir Zazen praktizieren, beruhigen wir unseren Geist. Oder auch: Wir ordnen unseren Geist.
Unseren Geist können wir ordnen, indem wir unsere äussere Haltung und schliesslich unsere Atmung ordnen. Unsere Atmung ordnen wir in der Zazen-Haltung.
Warum ich Zazen praktiziere, meine ganz persönliche Meinung:
Einfach nur sitzen, klingt sehr einfach. Für mich ist es jedoch eine grosse Herausforderung. Und für jeden anderen mit dem ich mich darüber unterhalten habe. Indem ich einfach nur sitze und auf meine Körperhaltung, die Atmung und meine geistige Einstellung achte, zapfe ich jedes Mal Energie aus der Tatsache, dass ich es wieder mal geschafft habe, mich nur durch meine Willenskraft dazu zu überwinden!
Obwohl ich wie jeder andere genug andere Dinge zu tun hätte: Als einfach nur zu sitzen!
Indem ich einfach nur sitze, meine Körperhaltung, Atmung und meine geistige Haltung ordne (indem ich sie nicht ordne), bring ich Ordnung in meine gesamte Erscheinung. Und schliesslich überträgt sich all das auf meinen Alltag.
Zen hört nicht nach der Meditation auf. Zen ist alles was wir tun!
Die drei fundamentalen Elemente des Zazen
Zazen umfasst drei fundamentale Elemente: Haltung, Atmung und die geistige Einstellung.
1. Die Körperhaltung
„Die äussere Haltung verleiht unserem inneren Geist den Rahmen.“
Beim Zazen sitzen wir ruhig wie eine Buddha-Statue, unbeeindruckt von äusseren oder inneren Einflüssen. Selbst erfahrene Zenübende empfinden bei längeren Zazen-Sitzungen Schmerzen. Aus diesem Grund fordern Zen-Lehrer ihre Schüler von Anfang an dazu auf, sich nicht zu bewegen und die Haltung während der Meditationsdauer beizubehalten.
Wir sitzen mit dem Gesicht zur Wand.
Auf einem Kissen sitzend (Zafu) kreuzen wir die Beine im Lotus, Halblotus oder burmesischen Lotus. Wenn uns das nicht möglich ist, setzen wir uns im Seiza-Sitz oder benutzen eine Meditationsbank.
Die Wirbelsäule ist gerade. Die Knie drücken auf den Boden. Nacken und Hinterkopf stützen den Himmel. Das Kinn zeigt dabei leicht zur Brust. Die Nase ist in einer Linie mit dem Bauchnabel. Der Blick richtet sich im 45º Winkel etwa einen Meter nach vorn Richtung Boden. Ohne dabei auf etwas Bestimmtes zu sehen. Die Augen bleiben halb geöffnet.
Die Schultern fallen nach unten. Die Zungenspitze berührt den Gaumen.
Die linke Hand liegt in der rechten Hand. Die Handflächen zeigen nach oben. Die Daumen berühren sich. Handflächen und Daumen bilden somit einen Kreis. Den Kreis des Zen. Weder drücken die Daumen aneinander, noch sind sie getrennt. Sie berühren sich. Die Hände liegen dabei unter dem Bauchnabel am Bauch locker im Schoss. Das klappt nur, wenn wir den Lotussitz beherrschen. Wenn nicht, ist es angebracht, ein Kissen unter die Hände zu legen.
Alles in allem soll so die Sitzhaltung bequem und aufrecht sein. Für Anfänger ist sie natürlich genau das Gegenteil.
Und was ist mit den Behinderten?
„Und was ist mit den Behinderten? fragst Du. Auf dem Großen Weg gibt es weder Behinderte noch Behinderungen. Da ist nur der normale Zustand von Körper und Geist. Deswegen ist da absolut kein Unterschied zwischen jemandem der bucklig dasitzt, die Knie in der Luft, das Kinn rausgestreckt und so weiter, und einem der aufrecht sitzt wie ein Zinnsoldat. Auch wenn jemand im gaitan auf einem Stuhl sitzt, oder sein oder ihr Rücken auf dem Tatami ruhen läßt… In einem Dojo, in dem am Ende nur das große Erwachen praktiziert wird, gibt es keine Unterschiede.
Die Haltung ist nicht etwas, auf das man von außen schaut, noch ist es etwas, dass man aus einem Ratgeber-Buch lernt (obwohl manchmal ihre Beschreibung in einem erscheint). Sie ist etwas, das man von innen betrachtet.“ (Philippe Coupey, Zenmönch)
2. Die Atmung
„Ruhiges Atmen beruhigt den Geist.“
Die Wurzeln der Atemtechnik bei der Zen Meditation Zazen liegen sehr weit zurück. Im Sanskrit hiess sie „Ānāpānasati“. Diese Atmung kann nur bei einer korrekt ausgeführten Sitzhaltung zustandekommen. Der Atemrhythmus ist langsam, stark und natürlich.
Die Ausatmung spielt eine entscheidende Rolle. Sie zieht sich über mehrere Sekunden. Im Idealfall 8 Sekunden (Taigen Shodo Harada Roshi). Manche schaffen 20 oder sogar noch mehr. Die Ausatmung ist dabei leicht, lang und tief. Die Luft strömt leise und gleichmässig aus dem Unterbauch nach oben durch die Nase. Indem der Druck mit der Atemluft nach aussen weicht, zieht sich der Unterbauch zurück.
Das Einatmen geschieht natürlich. Im besten Fall zieht der Körper die Luft eigenständig wieder hinein in den Körper. Ohne, dass wir bewusst dabei atmen.
3. Die geistige Haltung
„Wenn der Geist still wird, wird die Welt wahr.“
Wenn wir nur sitzen, ermöglicht uns diese eingeschränkte Situation ansonsten unbewusste, unterdrückte oder rationalisierte Assoziationen, Gedanken, Begierden und Ängste, sobald sie im Geist auftauchen, zu beobachten, ohne sie zu manipulieren.
Durch unser Denken im nicht Denken oder Denken jenseits des Denkens, öffnen wir unseren Geist für die Welt. Ganz allmählich merken wir, dass es gar keine Aussenwelt oder Innenwelt mehr gibt. Wir selbst repräsentieren alles in einem.
Wir sind nicht mehr durch unsere Haut mit der Außenwelt getrennt. Sondern wir bilden mit allem eine Einheit.
Im Zazen sitzend, lassen wir die Bilder, Gedanken und mentale Konstrukte – die unbewusst erscheinen – vorbeiziehen wie Wolken am Himmel. Ohne, dass wir an ihnen festhalten oder uns ihnen entgegenstellen. Die Ausströmungen des Unterbewusstseins ziehen so immer weiter und weiter, bis sie sich schliesslich auflösen.
So gelangen wir ins tiefste Unterbewusstsein, ohne Gedanken. Weiter als alle Gedanken (hishiryo). An die Quelle wirklicher Reinheit.
Diese geistige Haltung tritt ganz natürlich zutage, indem wir unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf die Atmung und die Körperhaltung richten.
Unsere Haltung ist dabei wie ein Bogen gespannt, aber nicht überspannt.
Gibt es eine korrekte Haltung während des Zazen?
Der Mittelpunkt der Zazen-Praxis ist gleichzeitig der Mittelpunkt der ganzen Welt. Du musst vollständiges Vertrauen in jede Einzelheit von ihr haben.
Gibt es eine korrekte Haltung im Zazen?
Nein, ich glaube, die gibt es nicht. Die einzige korrekte Haltung ist, wie ich es sehe, die eigene Haltung, die korrigiert. Es geht also nicht darum, die Haltung zu korrigieren, es geht darum, von der Haltung korrigiert zu werden. (Philippe Coupey, Zenmönch)
Hier noch einige interessante Links zum Thema Zen Meditation, Zazen:
Reise zum Mittelpunkt der Erde
Die Zazen-Haltung:
das Herz des Zen
und viel mehr
La práctica de zazen (español)
La práctica de zazen es el secreto del Zen
Deutsche Version des Dogen Sangha Blog
Dogen Sangha Blog deutsch
Zen-Guide Deutschland
Zen-Guide Deutschland
Einführung in die Zen Meditation Zazen (Youtube)
Zen – Introduction to zen practice – Taigen Shodo Harada Roshi
Interview mit Philippe Coupey
Interview mit Philippe Coupey, Zenmönch
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